Gemälde von Johannes Gehrs (1880)











Von der Nordsee, der Mordsee, vom Festland geschieden,

liegen die friesischen Inseln im Frieden,

und Zeugen weltenvernichtender Wut,

taucht Hallig auf Hallig aus fliehender Flut.

Die Möwe zankt schon auf wachsenden Watten,

der Seehund sonnt sich auf sandigen Platten.

Trutz, Blanke Hans!


Mitten im Ozean schläft bis zur Stunde

ein Ungeheuer, tief auf dem Grunde.

Sein Haupt ruht dicht vor Englands Strand,

die Schwanzflosse spielt bei Brasiliens Sand.

Es zieht, sechs Stunden, den Atem nach innen

und treibt ihn, sechs Stunden, wieder von hinnen.

Trutz, Blanke Hans!


Doch einmal in jedem Jahrhundert entlassen

die Kiemen gewaltige Wassermassen.

Dann holt das Untier tiefer Atem ein

und peitscht die Wellen und schläft wieder ein.

Viel tausend Menschen im Nordland ertrinken,

viel reiche Länder und Städte versinken.

Trutz, Blanke Hans!


Und überall Friede, im Meer, in den Landen.

Plötzlich, wie Ruf eines Raubtiers in Banden:

das Scheusal wälzte sich, atmete tief

und schloss die Augen wieder und schlief.

Und rauschende, schwarze, langmähnige Wogen

kommen wie rasende Rosse geflogen.

Trutz, Blanke Hans!


Ein einziger Schrei- die Stadt ist versunken,

und Hunderttausende sind ertrunken.

Wo gestern noch Lärm und lustiger Tisch,

schwamm andern Tags der stumme Fisch.---

Heut bin ich über Rungholt gefahren,

die Stadt ging unter vor sechshundert Jahren.

Trutz, Blanke Hans!


Detlev von Liliencron 1882/1883







Die Eindeichung der Moorburger Marsch

Chronik der Sturmfluten

Sturmflut 1962

Moorburger Elbdeich bis zum Wasserturm (inkl. Nehusweg)

Kirchdeich und Burgweg

Elbdeich Wasserturm bis Bahndamm

Bahndamm bis Francop (inkl. Alter Deich)