Kleine Chronik der Sturmfluten auf der Niederelbe

16./17. Februar 1164 Erste Julianenflut

In jenen Tagen, als Konrad eben zur höchsten Stufe des Priestertums befördert war und sich noch beim Erzbischof in der Harburg aufhielt, die am Ufer der Elbe liegt, brach im Monat Februar, und zwar am 17., ein großes Unwetter mit heftigen Stürmen, grellen Blitzen und krachendem Donner los, das weit und breit viele Häuser in Brand setzte oder zerstörte; überdies entstand eine Meeresflut so groß, wie sie seit alters unerhört war. Sie überschwemmte das ganze Küstengebiet in Friesland und Hadeln so-wie das ganze Marschland an Elbe, Weser und allen Flüssen, die in den Ozean münden; viele tausend Menschen und eine unzählige Menge Vieh ertranken. Wie viele Reiche, wie viele Mächtige saßen abends noch, schwelgten im Vergnügen und fürchteten kein Unheil, da aber kam plötzlich das Verderben und stürzte sie mitten ins Meer!1

16. Januar 1219 Marcellusflut

Hagel und Vollmond begleiten die Sturmflut, praktisch keine Ebbe, sächsische Weltchronik spricht von 36000 Toten, gewaltige Schäden an den Deichen, die zu dieser Zeit noch keine geschlossene Deichlinie an der Küste bildeten2

28.12.1248 Allerkindleinsflut

Die Allerkindleinsflut war eine verheerende Sturmflut, die am 28. Dezember 1248, dem Tag der unschuldigen Kinder, der ihr den Namen gab, vor allem die Westküste Schleswig-Holsteins und das Elbgebiet heimsuchte. Sie trennte an der Nordseeküste die Westfriesischen Inseln vom Festland, zerstörte in der Elbe Teile des ersten Deichsystems und verwüstete weite Teile des Gebietes der Haseldorfer Marsch und trennte die heutigen Inseln Altenwerder und Finkenwerder von der eingedeichten damaligen Elbinsel Gorieswerder. Die Zahl der Opfer im Elbgebiet und in Nordfriesland war extrem hoch, ist aber nicht genau bekannt.2

21. November 1412 Cäcilienflut

Die Cäcilienflut war am 22. November 1412 eine verheerende Sturmflut im Bereich der Unterelbe. Der Name der Sturmflut ist vom Namenstag der Heiligen Cäcilia abgeleitet. Durch einen Sturm wurde das Wasser der Nordsee am Tag des 22. November 1412 in die Elbmündung gedrückt, wodurch das Elbwasser nicht ablaufen konnte. Die sich zurück stauenden Wassermassen überfluteten das Land und erreichten am Abend das Gebiet um die Stadt Hamburg. Bereits vorher zerstörte das Wasser ein Dorf an der Estemündung. Bei der Flut entstanden an der Küste weniger Schäden, aber dagegen waren an der Unterelbe die Zerstörungen massiv. Bis zu 30.000 Menschen sollen bei dieser Flut ihr Leben gelassen haben.

Der Pastor am Hamburger Pesthof Peter Hessel (1639-1677) schrieb im 17. Jahrhundert:

"Anno 1412. am Cecilien Abend ist hie zu Lande eine solche Elbflut wegen des grossen Sturmwindes entstanden davon im Alten Lande und in den andern oben und unten umliegenden Masch= und Warderländern bey 30600 Menschen ums Leben kommen sind."

Die Flut veränderte die Struktur der Landschaft und deren Besiedlung. Das Dorf Altenwerder wurde nach der fast vollständigen Zerstörung komplett geräumt. An einem nahe gelegenen, aber besser geschützten Ort wurde es wieder aufgebaut. Stark betroffen waren zudem Finkenwerder, aber auch die Gebiete um Billwerder, Ochsen-werder, und Moorwerder. Alle Ortschaften waren erst nach einigen Jahren wieder aufgebaut. Die Elbinsel Hahnöfersand entstand während dieser Sturmflut durch die Abtrennung vom Festland.2

6. Januar 1470 Dreikönigsflut

Diese Sturmflut hatte im Gegensatz zur Küstenregion nur im Gebiet der Elbmarschen große Überschwemmungen zur Folge. Der Wasserstand war "fast eine Ele höher gangen / als am Cecilien Abend" (P. Hessel).3

1./2. November 1570 Allerheiligenflut

Damals wurde das gesamte Stromspaltungsgebiet heimgesucht. Im Alten Land, in Stillhorn, Moorwerder und in den Vier- und Marschlanden brachen die Deiche. In Hamburg wurde die Ellernholzbrücke zerstört. Auf die Fluten vom Allerheiligentag 1436, 1532 und 1570 ist der alte Spruch gemünzt: "Allerheiligendag Vrisland veel beklagen mag." Bei dieser Sturmflut wurden das Brack beim Moorburger Alten Deich in Francop und das Brakenburger Brack eingespült.3

25./26. Februar 1625 Fastnachtsflut; Fastelabendflut; Hohe Eisflut

Diese Flut wurde auch Eisflut genannt; die Eisschollen sollen die Deiche an manchen Stellen sehr schwer beschädigt haben. In Hamburg stand das Wasser am Hopfenmarkt und lief in die Nikolaikirche. Angeblich musste man einen Prediger, der in der Katharinenkirche Beichte hielt, mit einem Boot abholen. Große Schäden entstanden an den Gütern, die im Hamburger Hafen lagerten. Auch wurden die Bullenhauser Schleusen zerstört und im Alten Land wurden große Schäden angerichtet.3

7. November 1627 Allerheiligenflut

Wird im Buch von A. Aust als schwere Sturmflut erwähnt, nähere Informationen liegen nicht vor. In der Geschichte der Halligen ist dazu folgendes zu finden:

1627 bis 1630 richten Sturmfluten erhebliche Schäden an, aber noch halten die geschwächten Deiche, halten sich Landverluste der Halligen in gewohnten Grenzen.4

11. Oktober 1634 St.-Pauli-Bekehrungsnachtflut; Burchardiflut; Zweite Grote Mandränke

Damals brachen der Estedeich in Hove auf 900m Länge, der Schlengendeich in Wilhelmsburg und der Hammerbrooker Deich. Vermutlich waren die Deiche während des 30jährigen Krieges 1618-48 vernachlässigt worden.3

Zeitgenössische Darstellung der Burchardiflut (wikipedia)

1. Januar 1648 Neujahrsflut

Das Wasser stieg [in Moorburg] selbst über die Kirchhofwarft und wühlte die Gräber auf.5

22. Februar 1651 Petriflut

Deichbruch, Kupferstich von Winterstein 1661

Hier wurde die 3. Meile des Alten Landes überflutet. Dabei entstand das Francoper Gutsbrack. Man nannte es auch das Wetterbrack, da es bis zur Abdämmung der Alten Süderelbe je nach Wetterlage verschieden gefärbt gewesen sein soll. So standen z.B. bei lehmgelber Trübung Sturmfluten bevor.3

24./25. Dezember 1717 Weihnachtsflut

Diese Sturmflut war die schwerste im 18. Jahrhundert. Das Wasser lief an der Küste und in der Unterelbe höher auf als je zuvor. In Hamburg soll der Wasserstand sogar eine Höhe von NN +5,06m erreicht haben. Die Wassermassen bedeckten ganz Stillhorn, Finkenwerder, Moorburg und die 3. Meile. Mehr als 11500 Menschen verloren damals ihr Leben, 100000 Stück Vieh kamen um, fast 8000 Gebäude wurden zerstört und um die 6000 km2 Land wurden überflutet. In Altenwerder brach der Deich an 14 Stellen und in der 3. Meile 13 Mal. Auf Wilhelmsburg wurde das Schulhaus fortgerissen und das Schulbrack lief ein. Dieses Brack gibt es heute nicht mehr.3

Das Moorburger Sterbeprotokoll meldet hierzu eine Tote mit dem Vermerk: "so sich am heyl. Christ Morgen 1717 in der hohen Wasserfluth vertruncken"6.

25/26. Februar 1718 Nachtflut

Schrecklich war die Nachtflut vom Jahre 1718, wo nachher "Thes Schmidt für seine Schwiegermutter und Hans Heinrich Heldt für seine Mutter, welche bei der hohen Wasserfluth umgekommen, und samt Haus und Gütern, so nahe am Deich standen, ins Land hinweggerissen nach Gottes Verhängnis", die Sterbeglocke läuten ließ. [Moorburg]5

11. September 1751

Diese jahreszeitlich sehr frühe Flut überraschte die Bauern mitten in der Erntezeit und richtete besonders große Schäden bei den Viehbeständen und Feldfrüchten an. Angeblich soll bei dieser Sturmflut das Wasser noch höher aufgelaufen sein als bei der vorhergehenden, nämlich auf NN +5,24m.

Es gab schwere Deich- und Grundbrüche in Billwerder, in Finkenwerder und in der 3. Meile. Auch Moorburg, Wilhelmsburg und z.T. Ochsenwerder wurden überschwemmt. Und sogar der Stadtdeich brach und setzte Hammerbrook den Wasserfluten aus, hier stand das Wasser 0,6 m hoch. Insgesamt wurden in Hamburg 3000 Häuser überflutet.

In Neuenfelde verursachte die Flut "42 Ruten 6 Fuss Grundbrüche, deren Wiederherstellung die Summe von 4158 Reichstalern erforderte. Der grösste Bruch, "Inselmanns Brack", 14 Ruten lang im Deich, schuf den grossen Kolk von Vierzigstücken." (Akte Amt JorkVI D 2. Conv. 44 beim Kreisausschuss Jork).

7. Oktober 1756 Markusflut

Diese Flut richtete eine große Verwüstung an. Es brachen der Hamburger Stadt-deich, die Deiche Billwerders, Wilhelmsburgs und Finkenwerders. Allein auf Wilhelmsburg ertranken 27 Menschen. In der 3. Meile brach der Elbdeich 17 Mal, darunter zwei schwere Grundbrüche.

August 1777

Im August 1777 ertranken auf der Kleinen Kattwyk 18 Kühe.3 Die kleine Kattwyk war eine Elbinsel im Osten Moorburgs und lediglich durch einen Sommerdeich geschützt. Im Gegensatz zum Ellerholz gab es auf ihr keine Warft, auf die das Vieh sich bei Hochwasser zurückziehen konnte.

Der Ellerholz bei Hochwasser (um 1930)

2./3. März 1791

Die hohe Flut im März 1791 verursachte hier [Moorburg] zwei beträchtliche Deichbrüche, an mehreren Stellen hatte das Wasser einen Überfall bekommen, und von innen den Deich bis auf eine unbeträchtliche Breite weggerissen; überall war er sehr beschädigt und ausgespült. An vielen unten am Deiche stehenden Gebäuden durchbrach das überströmende Wasser die Wände, und verschüttete sie mit Erde. Die hiesigen Milchleute und andere Einwohner, die am Tage zuvor in die Stadt gefahren waren, hatten wegen des heftigen Sturms, der schon am Nachmittage zu wüten anfing, nicht zurückkommen können, und es fehlte daher an manchen Stellen die Hände, welche den Schaden hätten zuvorkommen, oder ihn doch wenigstens vermindern können. Doch begünstigte der bald darauf folgende Ostwind die Arbeiten an den Deichen, und verhinderte, dass sich das Wasser im Felde nicht anhäufen und verweilen konnte.7

10.-12. Dezember 1792

Die Hochflut vom 10. bis 12. Dezember 1792 zeigte am Pegel den bis dahin höchsten Stand von 20 Fuß 4 Zoll (etwas über sechs Meter). Bei dem Höfner Peter Goldschmidt und der Witwe Behrs waren Brüche von sieben Meter Länge im Deich entstanden, und es bedurfte acht Wochen angestrengter Arbeit, um nur das Notwendigste wieder herzustellen.5

[Moorburg] Ungleich beträchtlicher war der Schaden, welcher durch die hohe Flut und den Sturm im Dezember […] hier verursacht wurde. Es entstanden zwei neue noch beträchtlichere Brüche; an mehreren Stellen musste man mit jedem Augenblicke den Durchbruch befürchten; fast überall strömte das Wasser über, auch an den höchsten Stellen spülten die Wogen auf den Deich; viele Gebäude standen in großer Gefahr weggeschwemmt zu werden, eines ward nur mit genauer Not gerettet. Die so oft wiederkehrenden hohen Fluten vernichteten zweimal die aufgerichteten Seedämme, und vermehrten das im Felde angehäufte Wasser. Aus vielen niedrigstehenden Häusern mussten die Einwohner mit Hab und Gut auswandern, und über acht Tage bei ihren Bekannten ein Obdach suchen. Der nachfolgende Sturm vermehrte das Elend, und richtete schon damals beträchtliche Verwüstungen an.7

Um die Deichlasten gleichmäßiger zu verteilen, wurde das Moorburger Deichrecht reformiert. Je nach Größe des Landbesitzes wurde fortan eine Steuer erhoben. Aus dieser Rücklage sollten ab jetzt die Arbeiter für Deichreparaturen entlohnt werden. Damit lag nicht mehr alle Last bei dem, von einem Deichbruch betroffenen, Landeigentümer.

3. März 1793

[Moorburg] Auch das Jahr 1793 brachte eine so hohe Flut, dass das Wasser über die Deiche strömte und am Sonntag, dem 4. März, der Gottesdienst ausfallen musste. In der Folge der Flut veröffentlichte der Moorburger Pastor Cropp eine erste Bittpredigt zur Unterstützung der Moorburger Bevölkerung.5

[…] Alle diese Unglücksfälle aber wurden durch die Verwüstungen, welche der Sturm und die hohe Flut am 3ten v. M. hier verursachte, weit überwogen. Schon am Morgen wurden von zwei Vollhöfnerwohnungen die Dächer gänzlich, und von zwei anderen großen Gebäuden zum Teil durch den Wind heruntergeschlagen, und das darunterliegende Korn und Viehfutter verschüttet; nur wenige Häuser blieben ohne beträchtliche Beschädigungen, mehrere Scheunen und Backhäuser wurden gänzlich umgestürzt und zerstört; besonders traf dieses letzte Unglück eine sehr redliche und hilfsbedürftige Hausmannswitwe, die bei den beiden vorangegangenen Fluten schon beträchtlich gelitten hatte. Schon bei Lebzeiten ihres Mannes i. J. 1791 drohte ihr Deich den Durchbruch, und wurde bis auf eine schmale Breite weggerissen; kurz darauf fiel ihr Gatte in eine langwierige, drückende Kosten verursachende Krankheit, woran er im Anfange des v. J. starb, und ihr, die selbst eine höchst schwächliche Frau ist, eine Herde unmündiger Kinder hinterließ. Am Ende des v. J. erlitt sie einen schweren Deichbruch, der soeben mit vieler Arbeit und vielen Kosten wieder hergestellt war, der aber, aller angewandten Vorsicht und Mühe ungeachtet, zugleich mit dem andern neuerrichteten Deiche durch die Flut am Nachmittage völlig zerstört wurde, nachdem sie durch den Sturm am Vormittage bereits eine neue Scheune und ein Backhaus eingebüßt hatte. - An zwei anderen Stellen drohte die Flut gleichfalls den Deich alle Augenblicke zu durchbrechen, und allenthalben, selbst an Stellen, die am besten unterhalten waren, und den vorhergehenden Fluten wiederstanden hatten, wurden die Deiche so ausgespült und beschädigt, dass sie durchgehends das Ansehen gewannen, welches Wälle belagerter Städte haben mögen, worin das feindliche Geschütz gewühlt hat. Viele Einwohner wurden aufs Neue vom Wasser in ihren Wohnungen besucht, und das durch die Brüche ins Feld geströmte Wasser verjagte aufs neue alle Bewohner niedriger Gegenden mit ihrem Vieh und Habe, vernichtete vollends die schon ohnehin geschwächte Hoffnung auf Ernte von der Wintersaat, und ersäufte mit derselben eine Menge Gartengewächse.7

3./4. Februar 1825

[Moorburg] Die furchtbarste Katastrophe war die Nachtflut vom 3. zum 4. Februar 1825. Pastor Cropp hat sie in seiner Predigt vor dem Fasten vom 13. Februar eingehend geschildert. Durch einen Kammbruch von 50 Fuß (17 Meter) Breite und 16 Fuß (gut 5 Meter) Tiefe stürzten die Wassermassen mit solcher Wucht herein, dass die Kate der Familie Harms von der Strö-mung mitgerissen wurde. Der Mann packte gerade in großer Hast seine Sachen zusammen, um sie nach dem Boden zu schaffen, wohin seine Frau mit den sechs Kindern sich bereits gerettet hatte. Da wurde das Haus plötzlich fortgerissen. Das Ständerwerk zerknickte wie Streichhölzer. Der Nachbar Peters rettete die Mutter und drei Kinder, die auf einem Strohhaufen forttrieben, ohne dass ihnen die Füße nass geworden waren; der Mann kletterte in einen Apfelbaum, wohin auch das einzige Pferd schwamm. Die älteste 17jährige Tochter, die an dem Ast eines Birnbaums hing, wurde von Jacob Schierhorn ins Boot genommen; die jüngere Schwester ertrank. -Von 39 Katen blieb nur das Ständerwerk stehen; die Ausfachungen waren herausgeschlagen worden. Felder und Gärten standen mehrere Fuß hoch unter Wasser. In der Kirche spülten die Wellen über die Altarstufen. Unzählige Vieh ist ertrunken, eine Unmenge Hausgerät ins Moor gespült.5

Bruch des Stadtdeiches 4.2.1825

Pastor Cropp geht in seiner Predigt zu dieser Flut auch auf den Strandraub nach Sturmfluten ein:

Wie freu ich mich vor Gott, dass in meiner Gemeinde an jenem Tage der Not ungleich mehr gerettet, als geraubt worden ist, und dass sich bei vielen der Rath ihrer christlichen Herzen durch sorgfältige Aufbewahrung, durch die Fluten weggerissenen Eigentums sehr schön geoffenbaret hat. (Das mehrste Eigentum kam unmittelbar nach dem Einsturz der Deiche und Häuser das überschwemmte Feld herab geschwommen, und zwar wegen der nordwestlichen Richtung des Windes, nach den Bergen zu. Hier konnte man zwar die Trümmer und Effekten sehen, aber nahe heran kam nicht viel). Leider aber hat es doch nicht ganz an einigen räudigen Schafen in meiner Herde gefehlt, die sich eines solchen schändlichen Raubes höchst verdächtig gemacht haben.[…] Sprecht nicht: "Andre haben es noch viel schlimmer gemacht; das ist einmal der Welt Lauf; wo findet ein Schiffbruch, eine Feuersbrunst, oder sonst ein namhaftes Unglück statt, wobei nicht geraubt und gestohlen würde." Leider wahr genug; aber dadurch unterscheidet sich eben der Gerechte von dem Ungerechten, dass er sich rein von solcher Tat hält.8

Durch den Verkauf der gedruckten Predigt und durch Sammlungen bekam der Pastor 5984 Mark Kurant für die Geschädigten in Moorburg zusammen. Außerdem 7480 Mark Kurant für den Aufbau von zerstörten Häusern in Moorburg und dem hamburgischen Teil von Finkenwerder.

28. März 1845

[Moorburg] Eine besondere Belastung für die Hinterdeiche und den Alten Deich brachte der furchtbare Weststurm am 28. März 1845. Die Deiche brachen an vielen Stellen, so dass bis zum Kirchdeich alles blank war. Die beiden Armenhäuser mussten geräumt werden.5

18.9.1914

1914 ereilte die Landschaft das Schicksal, das alle Marschgemeinden immer wieder befürchtet haben: Beim Neubau der Bäckerschleuse (der Untenburger Schleuse) brach der aufgeführte Schutzdamm am 18. September, also zu einer Zeit, als niemand mit einer Sturmflut rechnete und man glaubte, die große Repa-ratur ruhig ausführen zu können.

Feuerwehr und ein Kommando der Harburger Pioniere versuchten, mit Sandsäcken den Dammbruch zu stopfen; das gelang auch, doch brachte die Flut abends erneut so viel Wasser, dass das notdürftig gestopfte Loch wieder durchspült wurde. Binnen kürzester Zeit war die gesamte Moorburger Feldmark vom Wasser überflutet, teilweise bis zu einem Meter hoch. Auch in ein-zelnen niedrig gelegenen Häusern stand das Wasser. Drei Fluten gingen durch den Bruch, bevor die Strom- und Hafenbaubehörde, die in Absprache mit den Entwässerungsinteressentenschaften die Bauleitung übernommen hatte, die Stelle zu schließen vermochte. Die Schäden beliefen sich auf gut 32.000 Mark. Nach längeren Verhandlungen beschloss der Senat, der Gemeinde die Hälfte der entstandenen Schäden zu ersetzen.6

2.3.1945

Am 2.3.1945 erwartete man eine schwere Sturmflut. In aller Eile wurden die Beschädigungen durch die englischen Bombenangriffe beseitigt. Statt Kleierde benutzte man den Bauschutt zerbombter Häuser und legte damit den Grundstein für einige der zahlreichen Deichbrüche bei der Sturmflut von 1962. Die Flut von 1945 selbst richtete kaum Schäden an (4,11 Meter über NN).

16./17.2.1962

Diese Flut wird im Hauptteil des Buches ausführlich erläutert, deshalb hier nur ein paar statistische Daten. Der Deich brach in Moorburg an 18 Stellen, 16 Häuser wurden zerstört, 11 Menschen kamen zu Tode.

1973, 1976 bis heute

Zwischen dem 6. November und dem 17. Dezember 1973 traten in Hamburg nicht weniger als 28 Sturmfluten auf. Die höchste erreichte eine Höhe von 5,33 m über Normalnull. Am 3./4. Januar 1976 gab es die höchste Sturmflut bis heute mit einem Pegelstand von 6,45 m über Normalnull. Auch danach gab es regelmäßig große Sturmfluten mit hohen Wasserständen. In Moorburg fühlen sich die Einwohner seit 1962 nicht mehr von Sturmfluten betroffen und geben sich der trügerischen Sicherheit hin, in der sich 1962 viele Wilhelmsburger wähnten. Ich hoffe, uns Moorburgern bleibt das böse Erwachen erspart, denn Moorburg ist nach wie vor von Sturmfluten gefährdet und die Eingriffe des Menschen in den Lauf des Flusses, das Aufspülen der Hafengebietes und die Vertiefung der Elbe lassen befürchten, dass die nächste Katastrophe noch größer wird, als die vorherigen.

Quelle: Wikipedia

1 Helmold von Bosau; Slawenchronik; Kapitel 97

2 Wikipedia

3 Judith Schmiedl, Die Bracks, Hamburg 2001 http://www.hamburg.de/contentblob/110242/data/bracks.pdf

4 http://www.halligfreunde.de/geschichte_index.html

5 A. Aust: Rund um die Moorburg; Moorburg 1930

6 Lorenzen-Schmidt, Padberg, Voigt: Moorburg; Christians Hamburg 1993

7 P. L. Cropp; Eine Predigt am Sonntage Lätere, auf Veranlassung der durch Sturm und Fluth am 3ten März d.J. in Moorburg verursachten Beschädigungen, gehalten von P. L. Cropp Pfarrer daselbst.; Hbg. 1793

8 P. L. Cropp, Predigt am Sonntage vor dem Fasten 1825, den 13ten Februar nach der verwüstenden Sturmfluth in Moorburg gehalten, Hamburg 1825